Kulm-Eck, Heringsdorf
Manchmal hat man außerhalb der Saison Glück, weil alle bekannten Lokale geschlossen oder überbucht sind. Manchmal. Mit dem Kulm-Eck war es so im Dezember 2010. Ein abendlicher Spaziergang durch die Gassen Heringsdorfs führte uns vorbei am Kulm-Eck, das sich recht unscheinbar in einer kleinen Wohnstraße versteckt. Name und Laterne ließen von weitem auf eine gute Gaststätte schließen. Der Blick auf die kleine, aber feine Menukarte war die erste Offenbarung in der ansonsten eher bodenständig kochenden Heringsdorfer Gastroszene. Eine Reservierung brauchten wir für den folgenden Abend nicht - welch ein Glück. Zwei Jahre später und in der Hochsaison war eine Reservierung zwei Monate vorher unumgänglich.
Den ersten Pluspunkt für das Kulm-Eck gab es bereits beim Studium der Speisekarte, die die Lieferanten aufzählt: Vorwiegend regionale Bioprodukte zum Beispiel von den Essbaren Landschaften oder vom Ahlbäcker. Der Fisch hüpft frisch aus der Ostsee in die Küche und Wild kommt von Jäger Würfel und manchmal auch von Jäger Zimpel. Die nächste Freude war die angenehm freundliche und kompetente Bedienung, die mit einer durchweg passenden Weinfolge und einem feinen Aperitif die Vorfreude auf das Fünf-Gänge-Menü auf flüssige Art steigern konnte. Die Küche? Mmmmmmmh! Ausgefallene Gerichte aus regionalen und saisonalen Zutaten und Produkte in mitunter abenteuerlich anmutenden Kombinationen verbinden sich zu aufregenden, aber niemals aufdringlichen Geschmäckern. Die vollen Aromen der ausgesuchten Zutaten, selbst eingemachten Köstlichkeiten oder angebauten Kräutern spazieren heiter über die Zunge: Vorab eine kleine Aufmerksamkeit aus der Küche - etwa ein Bullettchen auf Feigensalat. Ein Gedicht die hausgemachten "Schwarzen Nüsse", eine erstaunliche Offenbarung das Spanferkel auf dem Ostseelachs und vergnügliche Inspiration für eigene Küchenexperimente aus Pflaumen, Rote Beete, Kräutern oder sogar Leberwurst. Mir macht das Schmecken und Essen im Kulm-Eck Spaß und jedesmal schwanke ich zwischen einem begeisterten Gabeltauschvorschlag und gesundem Egoismus, um von der Leckerei nichts abgeben zu müssen. Und wer ein Freund geistreicher Wässerchen zum Abschluss ist, dem sei der Dirker Haselnussgeist empfohlen, der im angewärmten Glas ein so wunderbar volles, fast schon dreidimensionales Aroma entfaltet. |
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